Kooperation

Ende der Siebzigerjahre begann ein kleiner Kooperations-Boom mit den Journalistenbüros. Mal lockere, mal engere Formen der Zusammenarbeit waren für bislang einzeln arbeitende Selbstständige eine mehrfach überlege Alternative. Feste Kooperationen waren so einleuchtend, dass auch Künstlergruppen vermehrt Gemeinschaftsateliers aufbauten, Schriftsteller Literaturhäuser gründeten und Hebammen "Geburtshäusern" errichteten. Alle diese Gründungen folgten der Einsicht, dass alle profitieren können, wenn sie gemeinsam etwas auf die Füße stellen, den blöden Spruch vom "selbst und ständig" ignorieren, und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. Die Vorteile liegen auf der Hand, etwa:

  • geringere Fixkosten für Miete und Technik,
  • besserer Ausstattung und damit professionellerem Auftreten,
  • bessere Erreichbarkeit, kein Kontaktverlust im Urlaub, größerer Bekanntheitsgrad bei Kunden und damit mehr Aufträge,
  • mehr Wissen und Informationskanäle, 
  • die Möglichkeit Aufträge aufzuteilen und sich zu spezialisieren, ohne dass der Gesamtüberblick verloren geht,
  • die Möglichkeit zum Ausgleich von Auftragsflauten und Überlastungsphasen untereinander

und vor allem die Chance zum gemeinsamen Austausch. Denn wenn solo-selbstständige Arbeit einen großen Nachteil hat, dann ist es die Vereinzelung: Dass es keine Kollegin am Schreibtisch gegenüber gibt, keine Kantinengespräche, kein "Haste schon gehört?" auf dem Flur. Elektronische und soziale Medien bieten dafür keinen echten Ersatz. 

Die früheren Projekte waren meist Zusammenschlüsse von Selbstständigen einer einzigen gemeinsamen Profession, inzwischen haben die Wünsche der Auftraggeber aber auch die Technisierung zu weitergehenden Kooperationen entlang der Wertschöpfungsketten geführt. Insbesondere im IT-Bereich und den Medien nimmt die Nachfrage nach "Komplettangeboten" zu: Kunden wollen nicht mehr viel Zeit und Mühe auf die Koordination verschiedener Auftragnehmer verwenden. Wer die Werbebroschüre, Website oder App komplett liefern kann, mit Text, Fotos, Grafik und technischer Abwicklung, hat größere Chancen den Auftrag zu bekommen.

Wer sich dafür keine große Firma ans Bein binden und trotzdem Aufträge bekommen will, arbeitet in Netzwerken. Mit Freunden, Bekannten oder anderen Profis zusammen - mit vielen kooperationsbereiten Einzelkämpferinnen, die sich bei Bedarf schnell und unkompliziert zum eingespielten Team verbinden lassen.

Wie so etwas am besten zu managen ist ohne in Bürokratie zu versinken und ohne zu große Risiken ist das Thema dieses Kapitels. Und welche Formen der Kooperation oder Firma wann geeignet ist. Wie die verschiedenen Möglichkeiten zusammen zu arbeiten im Einzelfall umgesetzt werden, kann dieser Ratgeber nur begrenzt beantworten.


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