Gründungsberatung und Gründungshilfen

Für einzeln startende Selbstständige ist der Beginn des Unternehmens eigentlich leicht: Sie brauchen Kompetenz, Kontakte und Kunden. Viele Informationen, Planungsvorlagen und behördliche Standardprozeduren, die sich dem Thema "Existenzgründung" widmen, machen den Übergang ins Leben als Selbstständige eher komplizierter, als eine echte Hilfe zu bieten. – Selbstverständlich ist es wichtig, dass ein Plan für das eigene Unternehmen und Leben als Selbstständige vorliegt und dass dieser Plan plausibel ist. Darüber mit Fachmenschen zu reden ist wichtig. Aber es ist ein ziemlicher Blödsinn, wenn die selbstständige Autorin eine langjährige Rentabilitätsprognose aufzustellen soll oder dem angehenden selbstständigen Dozenten unterschiedliche Existenzgründungskredite erläutert werden.

Damit soll nichts gegen Existenzgründungsberatungen gesagt sein – im Gegenteil. Da leisten inzwischen viele Spezialistinnen eine hervorragende Arbeit und zur Gründung eines Unternehmens gehört je nach Größe und Rechtsform auch tatsächlich eine mehr oder weniger intensive Beratung. Aber: Viele Beratungen und Gründungsseminare sind eben eher für Handwerksbetriebe gestrickt oder auch für Gründende, die einen stetig wachsenden Betrieb mit eigenen Angestellten starten wollen. An den Bedürfnissen von Selbstständigen, deren Produktionsmittel vor allem ihre eigene Arbeitskraft, Kreativität und Know-how sind, gehen viele Gründungsberatungen und -hilfen vorbei. (Eine gewisse Ausnahme stellt bei den Hilfen der Gründungszuschuss dar, der aber ist ausschließlich ehemalig abhängig Beschäftigten zugänglich und auch nur eine Kann-Leistung der Arbeitsagentur.)

Weil wir uns in diesem Ratgeber und in unserer kollegialen Beratung auf unternehmerische Alltagsfragen von Solo-Selbstständigen konzentrieren, gibt es hier keinen Test "Bin ich ein Unternehmertyp?", keine "Checkliste zur Existenzgründung", kein Verzeichnis von Beratungsstellen und auch kein Kapitel zu Existenzgründungsdarlehen. Zu diesen Themen und in diesem Stil gibt es im Internet so viele Informationen – etwa in der umfangreichen Broschüre Starthilfe des Wirtschaftsministeriums – und so viele Spezialberatungen, dass wir das hier nicht aufführen müssen und belassen es beim Hinweis auf die wichtigsten Beratungs-Förderungen und Datenbanken zum Thema.

Kredite, Gründungscoaching und Unternehmensberatung

Den wichtigsten Kredit, den Solo-Selbstständige gegebenenfalls zur Gründung brauchen, nämlich für die Lebenshaltungskosten in der Anfangsphase, gibt es sowieso nur einmal. Das ist der ERP-Gründerkredit – StartGeld der über die KfW-Bank vermittelt wird. Die übrigen gefühlt 999 Existenzgründungskreditprogramme, bei denen es ausschließlich um Investitionskredite geht, können Solo-Selbstständige, die das auch bleiben wollen, getrost ignorieren. Das StartGeld gibt es auch bei nebenberuflichen Gründungen, der tagesaktuell ermittelte Zinssatz ist meist viel geringer als der von Banken verlangte. Sobald die Zusage der KfW vorliegt muss der Kredit innerhalb von neun Monaten abgerufen werden, geschieht das nicht sofort, verlangt die Bank eine geringe Bereitstellungsgebühr. Die eigentliche Besonderheit des KfW-StartGelds ist: Die Bank stellt die Hausbank, über die der Kredit abgewickelt wird, weitgehend von der Haftung frei. Wegen dieser Haftungsfreistellung müssen beim Start des Unternehmens weit geringere Sicherheiten und kein Eigenkapital vorhanden sein.

Für die Förderung der Beratung bei Existenzgründungen haben Bund und Länder eine Arbeitsteilung vereinbart: Die Länder konzentrieren sich bei der Förderung von Beratereinsätzen auf die Vor-Gründungsphase; das Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Zuschüsse zu Beratungen in der Nach-Gründungsphase.

Die Zuschüsse für eine Unternehmensberatung "zu allen wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen" variieren je nach Firmensitz. – Grob gesagt gibt es in den neuen Bundesländern 80 Prozent, in den alten Ländern 50 Prozent und für Unternehmen in Schwierigkeiten (bundesweit) 90 Prozent Zuschuss auf Unternehmensberatungen bis zu einer Höhe von 4.000 Euro bei Jungunternehmen und bis zu 3.000 Euro bei allen anderen Unternehmen. Da kein Anspruch auf die Förderung besteht und die "Bewilligungsbehörden" nach Haushaltslage entscheiden gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Da die entsprechenden Programme sehr häufig verändert werden, seien hier nur ein paar wenige Hinweise auf Basis-Informationsquellen (zu verschiedenen Förderlinien) gegeben:

  • Die 2018 von Wirtschaftsministerium und KfW gestartete gruenderplattform.de will systematisch durch den Gründungsprozess leiten ohne zu externen Angeboten zu verlinken. Dazu arbeitet die Gründungsplattform mit mehreren hundert Partnern der klassischen Gründungsberatung zusammen.
  • Details zum Programm Förderung unternehmerischen Know-hows finden sich auf der entsprechenden Website des BAFA
  • Bei Deutschland startet finden Gründungswillige Kontakt zu einem Netzwerk von rund 100 Beratenden und eine Hotline, die kostenlose Erstberatungen anbietet.
  • Speziell für Gründungen aus der Wissenschaft hat das Wirtschaftsministerium das Coaching-Programm EXIST aufgelegt. Die Förderung ist attraktiv, aber sehr eingeschränkt: Gefördert werden ausschließlich innovative Gründungen aus der Wissenschaft, die technologieorientiert oder wissensbasiert sind und zudem "signifikante Alleinstellungsmerkmale und gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten" haben. – Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann bis zu einem Jahr ein Stipendium bis zu 3.000 €/Monat erhalten, zusätzlich Sachmittel bis zu 10.000 € bei Einzelgründungen und 5.000 € für Coaching-Maßnahmen. Details zu dem vom Europäischen Sozialfonds kofinanziertem Programm, von dem jährlich rund 200 Menschen aus dem Hochschulumfeld profitieren, stehen auf der Exist-Homepage.
  • Für die Nachgründungsphase gibt es seit Mitte 2023 und noch bis April 2026 das ESF-Programm Kompass (Kompakte Hilfe für Solo-Selbstständige). Es soll den Zugang zu Qualifizierungsleistungen schaffen und damit Perspektiven für eine zukunftssichere Solo-Selbstständigkeit. – Laut Bericht aus dem Haus der Selbstständigen (HdS), holperte das Programm zu Beginn ein wenig, aber "ab 1. Dezember 2023 wird das Spektrum zu fördernder Weiterbildungsmaßnahmen deutlich ausgedehnt: Es werden jetzt auch berufsfachliche und persönliche Bildungsmaßnahmen gefördert, die vorher ausgeschlossen waren." Die genaueren Bedingungen finden sich ebenfalls im HdS-Artikel, die zentrale lautet: es werden für Qualifizierungen maximal 4.500 € innerhalb von zwölf Monaten bezahlt.
  • Eine Übersicht über die Förderprogramme der Bundesländer, des Bundes und der EU bietet die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums.

Kein echter Zuschuss oder Förderprogramm, aber eine oft vergessene Geldquelle in der Startphase ist die vorweggenommene Betriebsausgabe. So heißen die Kosten, die vor der Gründung entstanden sind und dann auch steuerlich geltend gemacht werden können. Dazu gibt es ebenfalls jede Menge Informationen im Internet – etwa bei Invoiz –, sodass wir die hier nicht ausführlicher beschreiben müssen, aber doch noch erwähnen wollten.


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